BERIT BOERKE
EXPERT TALK 02
Berit Boerke in
KRONE TRAILER FORUM
– AUSGABE 1/2020
«PERSPEKTIVEN»
GEMEINSAM WEITERENTWICKELN.
Krone ermöglicht mit der Denkfabrik neue Blickwinkel und fördert den Austausch in der Branche.
Berit BOErke War Von November 2017 bis OktoBer 2020 Vertriebsvorstand beim privaten Eisenbahnverkehrsunternehmen TX Logistik AG mit Sitz in Troisdorf.
»WIR
BRAUCHEN
ALLE VERKEHRSTRÄGER«
DIE TX LOGISTIK AG BIETET IHREN KUNDEN ALS SPEZIALIST FÜR KOMBINIERTEN VERKEHR EINEN KLIMAFREUNDLICHEN TRANSPORTWEG. BERIT BOERKE, VERTRIEBSVORSTAND DES UNTERNEHMENS, ERLÄUTERT DIE POTENZIALE DER SCHIENE.
BB »Der Modal Shift, die stärkere Verlagerung von Straßentransporten auf die Schiene, ist dringend fällig.«
BB »Das Marktumfeld, das Potenzial der Schiene und auch die Herausforderung durch die Klimaziele sprechen eindeutig dafür.«
Berit Boerke, Vertriebsvorstand der TX Logistik AG (2020)
TX Logistik, 1999 in Bad Honnef gegründet, ist eines der größten Transportunternehmen für Schienengüterverkehr in Europa. Es versteht sich als Spezialist für grenzenlose Transportnetze. Innerhalb dieser Netzwerke ist TX Logistik sehr aktiv im kombinierten Verkehr – sowohl mit kontinentalen Verkehren als auch mit Seehafen-Hinterlandtransporten.
Die Nachfrage der Kunden sei groß, berichtet Berit Boerke:
BB »Wir sehen zwar Vorbehalte gegenüber dem System Bahn aufgrund der höheren Komplexität im Vergleich zur Organisation von Straßentransporten. Jedoch profitieren Spediteure, Industrie und Handel von den Vorteilen stabiler, sicherer und ressourcenschonender Verkehre. Das zeigt sich in vielen langfristigen Kundenbeziehungen.«
Die während der Coronapandemie unter Beweis gestellte hohe Leistungsfähigkeit habe zu einer verstärkten Aufmerksamkeit und Offenheit beigetragen. Der europäische Green Deal stehe dafür, die CO2-Belastung im Güterverkehr weiter zu reduzieren.
BB »Auch vor diesem Hintergrund kommen mehr Unternehmen auf uns zu und wollen gemeinsam Lösungen finden, wie man ihre Verkehre auf die Schiene bringen kann.«
ROBUSTHEIT DES NETZES STÄRKEN
ROBUSTHEIT DES NETZES STÄRKEN
Die Chancen für einen stärkeren Wechsel auf die Schiene seien da, die Notwendigkeit auch – doch es müssten dafür weitere Voraussetzungen geschaffen werden, so Boerke.
BB »Einschränkend wirkt sich teilweise die Infrastruktur aus, zum Beispiel in puncto Streckennetz oder Terminalkapazitäten. Die Infrastrukturbetreiber in Europa stimmen sich untereinander noch nicht ausreichend ab.«
Auch die unsichere wirtschaftliche Weiterentwicklung zeige Wirkung:
BB »Wir beobachten, dass sich die Warenströme sehr viel schneller ändern beziehungsweise derzeit instabiler sind, und wir brauchen hohe Bündelungskapazitäten im Eisenbahnverkehr.«
Auf diese Herausforderungen müsste mit passenden Rahmenbedingungen und einer sicheren, langfristig ausgerichteten Finanzierung reagiert werden.
BB »Im Vordergrund muss stehen, die Netze robuster zu machen, die Trassen- und Terminalkapazitäten auszuweiten und besser zu nutzen sowie die Digitalisierung auf nationaler und internationaler Infrastrukturebene für beschleunigte und durchgängige Prozesse voranzutreiben.«
WETTBEWERBSVERZERRUNGEN AUFHEBEN
WETTBEWERBSVERZERRUNGEN AUFHEBEN
Mit rund drei Prozent Zunahme pro Jahr galt der kombinierte Verkehr lange als Wachstumsmotor im Schienengüterverkehr.
BB »Um Emissionen in geplantem Umfang zu senken und die Straße zu entlasten, muss es aber deutlich mehr werden.«
Sie fordert, die Wettbewerbsbedingungen anzugleichen, indem beispielsweise die Kostenbelastung zur Nutzung der Schiene an die der Straße angepasst werde. Die starke Regulierung des Schienengüterverkehrs mit unterschiedlichen Bestimmungen in den einzelnen Ländern verteuere die Dienstleistung. Daher ist es ein Anliegen von ihr, dass innerhalb der Europäischen Union auch die Vorschriften hierzu harmonisiert würden. Der kombinierte Verkehr sei ressourcenschonend und sehr sicher.
BB »Insofern sehe ich weniger eine Konkurrenz zwischen der Schiene und der Straße als vielmehr die Aufgabe, die Vorteile der verschiedenen Verkehrssysteme so zu aktivieren, dass neue Angebote entstehen.«
Schließlich würden aus ihrer Sicht alle Verkehrsträger gebraucht – ob Straße, Schiene, Schifffahrt oder Luftfracht, um global stabile Lieferketten zu gewährleisten.Doch auch die Unternehmen selbst seien in Sachen Produktgestaltung gefragt.